Über einen Zeitraum von fast zwei Jahren traf sich eine leicht variierende Gruppe von jungen Menschen aus ganz Deutschland zwischen 18 und 26 Jahren ca. einmal pro Monat mit Daniel Hafner, Priester der Christengemeinschaft in Nürnberg, um sich dem ersten Mysteriendrama Rudolf Steiners gedanklich zu nähern und es anschließend einzustudieren. An einigen Wochenenden erhielten wir außerdem Unterstützung durch Inga Lebermann und Frau Viane.

Eine Erste Aufführung der Szenen drei bis sieben erfolgte nach zwei Wochen intensiven Probens mit Daniel Hafner, Brigida Baldzun, Constanze Salzwedel und Thomas Teichmann im September 2019 in Nürnberg.

Die gesamte Arbeit durfte in einer vierwöchigen Probenzeit im August 2020 in der wunderschönen Waldorfschule in Böblingen mit einer anschließenden Tournee gipfeln. In den vier Wochen starteten wir in den Tag mit Eurythmie unter der Anleitung von Brigida Baldzun, übten uns in der Sprachgestaltung mit Inga Lebermann, probten die vielen Szenen mit Daniel Hafner, bauten Kulissen, nähten an den Kostümen mit Hilfe von Odilia Baldzun und schlossen den Tag durch Verständnisarbeit am Mysteriendrama mit Daniel Hafner. Abends wurde zudem viel gesungen, gelesen und gelacht.

Erstes Mysteriendrama – Johannes und Luzifer.
Johannes und Luzifer

In den vier Wochen eifrigen Probens mit 19 Menschen, in denen wir uns versuchten, unseren Rollen zu nähern, noch die Musik für die Szenenauftakte von einem Teilnehmer komponiert wurde, die Beleuchtung eingestellt wurde und wir alle fleißig am Organisieren waren, wurden wir mittags und abends von Andreas Russki mit köstlichem Essen versorgt und bereiteten morgens unser Frühstück mit vielen Äpfeln,-mus, und Kuchen aus dem Schulgarten.

Die Krönung unserer gemeinsamen Arbeit war die durch Frau Werner angestoßene Tournee durch ganz Deutschland. Beginnend in der Waldorfschule Böblingen, über das Nikolaus Cusanus Haus in Stuttgart, das Institut für Waldorfpädagogik in Witten bis zur Waldorfschule in Lübeck hatten wir das Glück das ganze Drama, das mit Pausen über sieben Stunden lang dauert, viermal aufzuführen. So hatten ca. 400 Menschen die Gelegenheit, die Früchte unserer Arbeit zu sehen. Die Menschen im Publikum waren besonders berührt von der Art und Weise, wie es uns als jungen Menschen gelang, die verschiedenen Charaktere unter Zurücknahme unser eigenen Persönlichkeiten zum Spielen zu bringen, um eine ernsthafte Mysteriendrama Stimmung zu erzeugen.

Wir alle haben in diesen zwei Jahren und insbesondere in den letzten fünf Wochen unglaublich vieles in den verschiedenen praktischen Bereichen gelernt. Von der Stiftungsarbeit, Essensorganisation, Tourneeplanung, Kulissenbau bis zum Bügeln und Schminken. Das ganz besondere an diesem Theaterprojekt war jedoch die intensive Auseinandersetzung mit der Anthroposophie und dem künstlerischen Zugang zu dieser. Durch Eurythmie, Sprachgestaltung und Theater durften wir sie ganz einzigartig in ihrer Wirkung erleben. Für viele von uns, war dies ein erster bewusster und sehr fruchtbarer Kontakt mit der Anthroposophie, die durch die künstlerische Herangehensweise uns allen sehr überzeugend erfahrbar wurde.

Eine Szene aus den Aufführungen des ersten Mysteriendramas.

Am Mysteriendrama konnten wir die vielen Fragen, die in unserem Alter gerade anstehen, in dem wir unseren Bildungs- und Entwicklungsweg eigenständiger gehen wollen, in ganz neuem Licht betrachten und besprechen. Was in der „Pforte der Einweihung“ Johannes als Einweihung erlebt und wie diese mit der Entwicklung seiner Mitmenschen zusammenhängt, bewegte uns sehr, da auch wir in der Situation waren, uns über diesen Zeitraum gemeinsam weiterzuentwickeln. Dies machte das Theaterstück, das auf den ersten Blick so kompliziert und fern vom Alltag wirkt, für uns sehr nahbar und real. So entstand eine große Begeisterung unter uns allen für dieses Werk und diese Welt, in die wir eintauchten.

In den letzten Wochen wurden wir mit unserer Begeisterung für das Mysteriendrama dann noch insbesondere durch das nicht einplanbare Corona Virus vor einige Herausforderungen gestellt und mussten zwischenzeitlich befürchten, dass wir nach so viel Vorlauf unser schönes Projekt doch nicht zum Abschluss bringen könnten. Umso glücklicher waren wir, als es uns auf den letzten Metern doch noch gelang. Dank Frau Breitling konnten wir in Böblingen proben und unter Sicherheitsvorkehrungen auch noch eine Tournee machen. Wir sind alle sehr dankbar um diese gemeinsame Arbeit am Mysteriendrama und diskutierten am Folgetag der letzten Aufführung sofort darüber, wie wir diesen Schatz jetzt weitertragen wollen: Das zweite Drama einstudieren? Faust? Gemeinsam Anthroposophie studieren?

Website des Projektes